In Zeiten umfassender Krisen braucht es viel inneren Raum. Dass wir bei Überforderung dazu neigen, eng, dogmatisch und intolerant zu werden, können wir an der Frontenbildung im Politischen wie im Privaten gerade gut erleben. Wir sind dann nicht mehr in der Lage, einen anderen Blick auf die Welt als den eigenen anzuerkennen.
Raum ist eine geistige Größe: Sich weit machen, sich öffnen, um all das Widersprüchliche und Herausfordernde ebenso beinhalten zu können wie das Schöne, Angenehme. Die geistige Dimension von Raum geht weit über unser individuelles Dasein hinaus.
Und Raum ist zugleich auch etwas ganz Konkretes, Körperliches. Unser Körper ist Raum. Diesem ganz realen Volumen können wir uns zuwenden. Das hilft uns, einander in Zeiten der Enge Raum zur Verfügung zu stellen: zur Co-Regulation und damit wir einander abbilden können.
Was bedeutet das?
Von allen Erkenntnissen der Hirn- und Traumaforschung, berührt mich diese am meisten: Trauma entsteht nicht allein dadurch, dass mir etwas Überwältigendes widerfährt. Wesentlich ist, dass ich damit allein bin, also kein Gegenüber habe, das mich in meiner Not, meinem Schmerz, meiner Überforderung wahrnehmen und halten kann.
Es könnte also von großer gesellschaftlicher Bedeutung sein, dass wir üben, einander abzubilden. Wie kann ich dir inneren Raum zur Verfügung stellen, wenn es bei dir gerade richtig eng wird?
Und wie kann das geschehen, ohne dass ich mich selbst dabei verlasse in der Absicht, dich zu retten?
Um dir Resonanzraum sein zu können, ist es ja unabdingbar, dass ich selbst bei mir zu Hause bin.
Es geht also darum, dass ich bewusst mein Gefäß pflege, bevor ich es dir zur Verfügung stelle, damit dein Klang hörbar werde. Ich mache mich empfänglich.
Darum geht es in diesem Seminar – in einer Mischung aus Stille, somatischer Arbeit (angelehnt an erfahrbare Anatomie, Authentic Movement und Contact Improvisation) und einander zuhören und abbilden (inspiriert vom „Loop of Understanding“ oder „Loop of Common Sense“ nach Daniel auf der Mauer).
Falls dir die körperliche Herangehensweise fremd ist: Keine Sorge, es sind keinerlei Vorkenntnisse erforderlich, wir nähern uns allmählich und deine Grenzen werden gehört.
Und: Die Erfahrung zeigt, dass einiges zum Vorschein kommen kann, wenn auf einmal genug Raum zur Verfügung steht – als hätte es nur darauf gewartet, endlich sichtbar zu werden. Nimm dir am besten im Anschluss noch einen Tag zum Integrieren.
Wer tiefer eintauchen möchte, findet in meinen Buch „Wenn wir wieder wahrnehmen“ insbesondere im Kapitel „Wahrnehmen“ einiges zum Thema „Resonanzraum sein“.